Das besondere Trauma: Entwicklungstrauma


Mai 5, 2023 - Minuten Lesezeit

Entwicklungstrauma, trauriges Kind

Die Besonderheit von Entwicklungstrauma verstehen  

Das Wort Trauma bedeutet Verletzung. Ein Entwicklungstrauma bezeichnet eine Verletzung, die während der kindlichen Entwicklung auftritt und Auswirkungen auf die psychische Gesundheit hat. Bestimmte Entwicklungsschritte können nicht abgeschlossen werden und das zeigt sich dann vor allem im erwachsenen Leben. Wir erleben uns in Problemschleifen, die sich wiederholen. Das das mit Prägungen aus Kindertagen zusammenhängen kann, ist oft nicht klar. 

ln diesem Artikel möchte ich auf die Themen eingehen, die sich in der Folge von Entwicklungstrauma bei mir in der Praxis zeigen. 

Die Bedeutung von sicheren Bindungen in der Kindheit

In der Kindheit durchlaufen wir verschiedene Entwicklungsstufen, die durch eine sichere und geschützte Umgebung sowie einfühlsame Bezugspersonen begleitet werden sollten. Sichere Bindungen sind essentiell für eine gesunde Entwicklung. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, können wir zu einer individuellen Persönlichkeit heranreifen und uns selbstsicher, mutig, widerstandsfähig und energievoll fühlen. Wir sind in der Lage, unsere persönlichen Ziele zu erreichen und uns in der Welt zurechtzufinden.

Die Folgen von Entwicklungstraumata

Ist diese sichere Umgebung jedoch nicht gegeben oder gibt es traumatische Ereignisse wie Missbrauch, Vernachlässigung oder Gewalt, können diese die kindliche Entwicklung beeinträchtigen. Aber es können auch weniger dramatische Vorfälle dazu führen. Zum Beispiel wenn die emotionale Fürsorge spärlich ausgefallen ist, weil es in der Familie "ganz normale" Schwierigkeiten gab. Jemand war krank und brauchte viel Aufmerksamkeit, die Mutter war überfordert, es gab Sorgen und Kummer oder Verluste, die nicht liebevoll begleitet wurden. 

Ich denke, wir können als menschliche Spezies Vieles aushalten. Wenn kindliche Herausforderungen jedoch nicht begleitet werden entsteht großer Stress im Inneren. Die Kapazitäten für die komplexen Lernaufgaben in dieser wichtigen Zeit sind dann nicht gegeben. 

Die Lernaufgaben und Entwicklungsschritte können unter Hochstress nicht in Ruhe vollständig abgeschlossen werden. Dies kann langfristig Auswirkungen auf das Verhalten, die Emotionen und das Denken haben und sogar zu psychischen Problemen führen.

Die vielfältigen Auswirkungen von Entwicklungstraumata 

Entwicklungstraumata sind prägend für die Persönlichkeit eines Menschen. Wir lernen in einer Hochstress-Stituation uns irgendwie anzupassen. Daraufhin entstehen unsere Sichtweisen über das Leben und über Beziehungen, die zu bestimmten Handlungen führen. 

Ich umreiße hier nur die grob mögliche Themen, die sich vielfältig darstellen können. Wir sind individuelle Persönlichkeiten und reagieren ganz unterschiedlich auf Stress. Wir haben dazu passende Strategien etabliert, um verpasste Entwicklungsschritte zu kompensieren. Diese nennen wir die Stress-Reaktionsmuster. 

Ich möchte beschreiben, welche Folgen aus Entwicklungstaumata entstehen können und welche Gefühlsprägungen dadurch entstehen können. Es kann zu Schwierigkeiten kommen im Bereich des "Sich sicher Fühlens", im Kontakt mit sich selbst, in der Verbundenheit mit Anderen, mit der Bedürfniserfüllung, Selbstbestimmtheit und in dem Bereich der Selbstwirksamkeit, zum Beispiel die eigene Kraft ausleben zu dürfen.
Oft ist es ein Mix aus mehreren Punkten. 


  • Betroffene können sich allgemein in der Welt verloren, "fehl am Platz", nicht willkommen, nicht zugehörig fühlen. Das Gefühl, letztlich allein zu sein oder keine Existenzberechtigung zu haben.   
  • Sie haben eine sehr sensible Wahrnehmung und fühlen sich "durchlässig" und von Aussenreizen überflutet. Ich denke, dass eine Hochsensibilität einem Entwicklungs- und Bindungstrauma entspringt. 
  • Betroffene können in Beziehungen Schwierigkeiten haben. Bindungen aufzubauen und Vertrauen in andere zu entwickeln. 
  • Sie können Probleme mit der Selbstregulation haben, was sich in impulsivem Verhalten, Suchtverhalten oder Essstörungen zeigen kann.
  • Sie können Probleme mit der Bedürfnisbefriedigung haben, wissen oft nicht, was sie wollen oder brauchen. Sie sind oft als Retter und Helfer für Andere unterwegs. Das kann auch erfüllend sein, aber in der Überausprägung zur Aufopferung führen. Oder sie sind fast bedürfnislos, brauchen nichts und lehnen ab, was andere ihnen geben wollen. 
  • Sie können damit Schwierigkeiten haben, etwas (wie z.B. Hilfe und Unterstützung) anzunehmen und machen ihr Ding lieber alleine. Sie können sich schlecht auf andere verlassen und "müssen stark sein" und es allein schaffen.
  • Sie können Schwierigkeiten damit haben, in die eigene Kraft zu gehen, können sich oft schuldig fühlen, haben die Tendenz sich aufzuopfern, es allen recht zu machen oder aber sind sehr bewertend und zynisch unterwegs.  
  • Es können Schwierigkeiten entstehen, sich zu erlauben den eigenen Weg zu gehen. Oft bestehen Probleme beim der Selbstverwirklichung im Job oder es zeigt sich beim Thema Geldverdienen. 
  • In vielen Fällen kann ein Entwicklungstrauma auch dazu führen, dass Betroffene sich in ähnlichen Situationen immer wieder verletzt fühlen, da sie in ihrer kindlichen Entwicklung nicht die notwendigen Ressourcen erworben haben, um mit solchen Situationen umzugehen. Sie führen dann in Arbeits- oder Beziehungskonflikten in die oben aufgeführten Muster aus und so wiederholen sich ihre schmerzlichen Erfahrungen. 

Behandlung von Entwicklungstraumata

Aus meiner Sicht ist es wichtig, die Ursachen von Entwicklungstraumata zu verstehen und gezielt zu behandeln, um Betroffenen dabei zu helfen, alte Stress-Reaktionsmuster zu verändern. 

Erwachsene mit diesen Erfahrungen können von verschiedenen Therapiemöglichkeiten profitieren, um ihre Symptome zu lindern. Verpasste Entwicklungsschritte können nachgelernt werden. Eine Therapiemöglichkeiten ist die Traumatherapie, die darauf abzielt, die emotionalen, kognitiven und körperlichen Auswirkungen des Entwicklungstraumas zu reduzieren.

Die Traumatherapie kann verschiedene Techniken und Ansätze umfassen, wie z.B. EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing), die Ego State Therapie, kognitive Verhaltenstherapie oder körperzentrierte Therapien. Das Ziel der Therapie ist es, dem mittlerweile Erwachsenem dabei zu helfen, sich selbst zu verstehen, alten Stress aus dem System zu lösen und gesunde Bewältigungsmechanismen zu entwickeln, damit ungünstige Stressreaktionsmuster verändert werden können. 

Fazit: die Zusammenfassung

Ein Entwicklungstrauma ist eine Entwicklungsverletzung, die durch negative Erfahrungen in der Kindheit verursacht wird. Es kann zu einer Vielzahl von Stressreaktionsmustern führen, die das Fühlen von Sicherheit und das Miteinander in Beziehungen oder auch den Weg in ein erfülltes Leben schwierig machen. Mit der richtigen Behandlung können Betroffene jedoch auch als Erwachsene lernen, mit den Auswirkungen ihres Entwicklungstraumas umzugehen und gesunde Bewältigungsmechanismen zu entwickeln.  


Ich hoffe, dass dieser Artikel dir weitergeholfen hat und du nun ein besseres Verständnis dafür hast, was ein Entwicklungstrauma ist und wie es das Leben beeinflussen kann. Wenn du das Gefühl hast, dass du selbst Folgen eines Entwicklungstrauma trägst, dann lass uns gemeinsam schauen, ob ich Dich unterstützen kann. 

In meiner Praxis für Psychotherapie stehe ich dir gerne zur Seite. Vereinbare jetzt einen Termin zum kostenlosen Kennenlernen in meinem Online-Buchungtool.

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Wer bist Du denn?

Sonja Kleene

Wenn ich nicht gerade in meiner Praxis für Psychotherapie bin und tolle Prozesse mit meinen Herzensklienten durchlebe, schreibe ich hier oder auf den sozialen Medien und plaudere ein wenig aus dem Psycho-Nähkästchen.

Ausserdem liebe ich die frische Brise der Nordsee, gutes Essen, zu lachen, bis die Tränen kommen und heisse Musik. 

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