Nein sagen lernen: Grenzen setzen und für sich selbst einstehen


Du hast Schwierigkeiten mit dem Neinsagen? Erfahre im Artikel, warum es so schwer fällt und wie Du in Minischritten Grenzen setzt, ohne dass Dir Schuldgefühle das Leben schwer machen

Februar 15, 2025 - Minuten Lesezeit

Nein sagen lernen in der Praxis für moderne Psychotherapie in Westerholt

Nein sagen lernen: Warum es so schwerfällt – und wie du es ändern kannst

Du sagst Ja, obwohl du eigentlich Nein meinst.
Du schluckst deine Meinung runter, um keinen Konflikt zu provozieren.
Du entschuldigst dich – auch wenn du gar nichts falsch gemacht hast.

Wenn dir das bekannt vorkommt, könnte eine Seite in dir aktiv sein, die wir in der Schematherapie als eine Stressbewältungsstrategie verstehen. Oft beschreiben mir meine Patienten diese Seite als eine Art „Alles-Recht-Macher“-Modus. Diese übernimmt das Ruder, sobald sie Stress damit bekommen, die Erwartung anderer zu spüren. 

Dieser Modus hat sich oft früh entwickelt und sorgt dafür, dass du dich in Beziehungen anpasst, um Harmonie zu bewahren. Das fühlt sich sicher an – aber auf Dauer verlierst du dich dabei selbst.

Warum fällt es so schwer, Grenzen zu setzen? Und wie kannst du lernen, deine Bedürfnisse gleichwertig neben die der anderen zu stellen? Darum geht es in diesem Artikel.

Warum wir es anderen immer recht machen

Hinter dem „Alles-Recht-Macher“-Modus steckt oft die Überzeugung:

👉 „Wenn ich lieb und angepasst bin, werde ich gemocht.“

👉 „Wenn ich widerspreche oder Nein sage, könnte jemand enttäuscht sein.“

👉 „Ich darf niemandem zur Last fallen.“

Solche Gedanken entstehen nicht einfach so – sie sind meist das Ergebnis früher Erfahrungen.

Typische Ursachen für diesen Modus:

  • Erlernte Harmoniepflicht: In deiner Familie war es wichtig, dass „alles gut“ war, Konflikte wurden vermieden oder durftest du keine eigenen Bedürfnisse äußern?
  • Angst vor Ablehnung: Du hast erlebt, dass Anerkennung und Zuneigung an Bedingungen geknüpft waren – also versuchst du, alles richtig zu machen.
  • Frühe Verantwortung: Vielleicht hast du als Kind früh gelernt, dich um andere zu kümmern oder für das Wohlbefinden in deiner Familie mitzudenken.

So entsteht ein Muster: Bloß nicht anecken. Bloß niemanden enttäuschen. Doch auf Dauer führt das dazu, dass die eigenen Bedürfnisse immer weniger Raum bekommen.

Wie zeigt sich der „Alles-Recht-Macher“ im Alltag?

  • Du sagst Ja, obwohl du Nein meinst.
    Beispiel: Jemand bittet dich um einen Gefallen, du bist eigentlich erschöpft – aber sagst trotzdem zu, weil du kein schlechtes Gewissen haben willst.
  • Du entschuldigst dich oft – auch wenn es nicht nötig ist.
    Beispiel: Deine Freundin verwechselt den Treffpunkt und kommt am falschen Ort an. Trotzdem bist du diejenige, die sagt: „Oh, tut mir leid – ich hätte dich nochmal erinnern sollen, wo wir uns treffen wollten.“ Dabei hast du selbst gar nichts falsch gemacht.
  • Du stellst dich selbst zurück, um keinen Konflikt zu riskieren.
    Beispiel: Du würdest lieber einen ruhigen Abend haben, aber gehst trotzdem mit, weil du niemanden enttäuschen willst.
  • Du machst dir Sorgen, was andere von dir denken.
    Beispiel: Nach einem Gespräch grübelst du, ob du etwas Falsches gesagt haben könntest.

Dieser Modus gibt vermeintliche Sicherheit – aber er hat einen hohen Preis: Du verlierst den Kontakt zu deinen eigenen Bedürfnissen.

Warum fällt es so schwer, Grenzen zu setzen?

Viele Menschen mit diesem Muster spüren eine tiefe Unsicherheit, wenn sie sich abgrenzen wollen. Vielleicht kennst du Gedanken wie:

  • „Darf ich das überhaupt?“
  • „Dann mögen mich die anderen nicht mehr.“
  •  „Vielleicht übertreibe ich ja"

Häufig ist das schlechte Gewissen ein großes Hindernis. Wer gelernt hat, dass Liebe oder Anerkennung ans "Recht-Machen" geknüpft sind, fühlt sich schuldig, wenn er für sich selbst einsteht.

💡 Doch Grenzen setzen bedeutet nicht Egoismus – sondern Selbstfürsorge.

Wie du dich aus dem „Alles-Recht-Macher“-Modus befreien kannst

Der „Alles-Recht-Macher“-Modus hat dich vielleicht lange begleitet und dir das Gefühl vermittelt, immer für das Wohlbefinden anderer zuständig zu sein. Um diese Gewohnheit zu verändern, brauchst du einerseits ein Bewusstsein für deine eigenen Bedürfnisse und andererseits das Vertrauen, dass du sie äußern darfst. Mit diesen vier Schritten lernst du, dich Schritt für Schritt von alten Mustern zu lösen – ohne dich dabei schlecht zu fühlen.

Wenn du Nein sagen lernen möchtest, hilft es, klein anzufangen – mit Mini-Neins im Alltag

  1. 1
    Nimm deine eigenen Bedürfnisse wieder ernst
    Frage dich regelmäßig: „Was will ICH eigentlich?“
    Schreibe für eine Woche auf, wie oft du etwas tust, nur um andere zufriedenzustellen.
  2. 2
    Setze Grenzen in kleinen Schritten
    Beginne mit Mini-Neins: Statt „Ja, klar!“ versuche mal „Ich überlege es mir noch" zu formulieren.
    Übe es bei kleinen Dingen, z. B. nicht sofort auf jede Nachricht zu antworten.
  3. 3
    Lerne, dass du nicht für die Gefühle anderer verantwortlich bist
    Ein Nein zu einer Bitte ist kein Nein zur Person.
    Wenn jemand enttäuscht ist, heißt das nicht, dass du falsch gehandelt hast.
  4. 4
    Ersetze das schlechte Gewissen durch ein neues Gefühl: Selbstrespekt
    Statt: „Ich bin egoistisch.“ → „Ich darf meine Bedürfnisse ernst nehmen.“
    Statt: „Ich bin schuld, wenn jemand enttäuscht ist.“ → „Jeder ist für seine Gefühle selbst verantwortlich.“

Fazit: Du darfst es dir selbst auch mal recht machen!

Der „Alles-Recht-Macher“-Modus hat dich vielleicht lange begleitet. Doch du darfst lernen, dass du nicht für alles und jeden verantwortlich bist.

Stell dir nur mal vor, du würdest dich selbst so wertschätzen, wie du es bei anderen tust. Wie würde dein Leben aussehen?

Kennst du jemanden, der sich immer hinten anstellt? Vielleicht könntest Du Dir vorstellen, wie Du demjenigen sagst: "Nimm Dich selbst genauso ernst wie Du andere wichtig nimmst."

Und das gilt auch für DICH. 

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Wer bist Du denn?

Sonja Kleene

Ich bin Heilpraktikerin für Psychotherapie und arbeite mit Leidenschaft und Hingabe In meiner Praxis in Westerholt in Ostfriesland.

Privat liebe ich die Nordsee, gutes Essen, Tränen zu lachen, berührende Begegnungen und Musik, ruhig auch die härte Gangart wie Pearl Jam. 

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