Angst vor Ablehnung überwinden: wie Schematherapie helfen kann


Fühlst du dich in sozialen Situationen unsicher oder hast Angst vor Ablehnung? Erfahre, wie Schematherapie helfen kann, soziale Ängste zu verstehen, den Selbstwert zu stärken und wieder Nähe zuzulassen.

März 12, 2025 - Minuten Lesezeit

Freundlicher Blick der Therapeutin Sonja Kleene, Heilpraktiker für Psychotherapie

Angst vor Ablehnung überwinden: Wie Schematherapie helfen kann (Fallbeispiel & Tipps)

Manchmal sehnen wir uns nach Nähe und gleichzeitig hält uns etwas unsichtbar zurück. Die Angst vor Ablehnung kann so stark werden, dass wir uns aus Angst vor Zurückweisung lieber zurückziehen. In meiner Praxis zeigt sich dieses Muster häufig — und es gibt Wege, die inneren Blockaden Schritt für Schritt zu lösen. In diesem Artikel erzähle ich dir die Geschichte von Anna*, die gelernt hat, wieder echte Verbindungen zuzulassen.

Annas Geschichte: Wenn die Angst vor Zurückweisung das Leben bestimmt

Anna kam in meine Praxis, weil sie sich oft einsam fühlte. Eigentlich  wollte Freunde treffen, blieb dann aber doch zu Hause. Manchmal hatte sie die WhatsApp zur Kontaktaufnahme schon geschrieben und lies ihr Handy kurz vor dem Moment des Abschickens doch wieder sinken…

„Ich habe Angst, mich aufzudrängen“, sagte sie. Beim tieferen Hinsehen entdeckten wir: in ihr saß die Überzeugung: „Wenn ich so bin, wie ich wirklich bin, werde ich abgelehnt.“

In der Kindheit hatte Anna oft das Gefühl, nicht genug zu sein. Ihre Eltern waren streng, Zuwendung gab es selten, dafür aber Kritik und „kleine Strafen“ bei Fehlern. So lernte sie früh, ihre Bedürfnisse zurückzustellen, sich der Situation anzupassen und ihre Unsicherheit zu verstecken.

Warum die Angst vor Ablehnung so fest sitzt

Wenn wir immer wieder Ablehnung oder emotionale Kälte erleben, entwickeln wir Schutzstrategien, um klar zu kommen: Wir vermeiden Nähe, halten Menschen unbewusst auf Abstand oder passen uns übermäßig an. Kurzfristig schützt das vor weiteren Verletzungen — langfristig verhindert das die Gefühle von Verbundenheit, stärkt das Empfinden von Einsamkeit und mindert das Selbstwertgefühl. 

In der Schematherapie nennen wir dieses Muster eine Bewältigungsstrategie. Sie vermittelt: „Bleib lieber allein, dann kann dir nichts passieren.“ Aber diese Strategie gehört nicht zur gesunden  erwachsenen Sichtweise auf eine ungefährliche Situation in der Gegenwart, sie ist ein Echo der Vergangenheit.

Wie Schematherapie hilft, die Angst vor Ablehnung zu überwinden

In der Therapie haben wir behutsam damit begonnen, Annas verletztem inneren Anteil zuzuhören. Sie lernte, sich selbst mit Mitgefühl zu begegnen und ihre Angst als eine alte Schutzreaktion zu verstehen. In Imaginations-Übungen erschuf sie einen inneren sicheren Ort — einen ruhigen Platz am Meer, an dem sie sich geborgen fühlte.

Dieser innere Anker half ihr, sich in belastenden Momenten zu beruhigen. Gleichzeitig arbeiteten wir daran, ihre inneren Überzeugungen zu Nähe und Ablehnung zu hinterfragen: War es wirklich gefährlich, sich anderen zu zeigen? Und was passiert, wenn sie es trotzdem wagen würde?

Kleine, mutige Schritte wurden zu wichtigen Erfolgserlebnissen: eine kurze Nachricht an eine Freundin, ein spontaner Kaffee mit einer Kollegin. Mit der Zeit konnte Anna spüren, dass Nähe nicht automatisch Ablehnung oder Schmerz bedeutet — und dass sie liebenswert ist, so wie sie ist.

3 Selbsthilfetipps, um die Angst vor Ablehnung zu verringern

Neue Wege zu gehen, fühlt sich am Anfang oft ungewohnt an. Das mulmige Gefühl im Bauch oder die innere Anspannung bedeuten aber nicht, dass etwas falsch läuft — im Gegenteil. Sie zeigen, dass du deine alten Muster verlässt. Es ist normal, wenn sich nicht sofort ein Hochgefühl einstellt. Mit der Zeit gewöhnt sich dein System an die neuen Erfahrungen, und die Unsicherheit lässt nach.

Hier sind ein paar Übungen, die du ausprobieren kannst:

  • Der innere sichere Ort: Schließe die Augen und stelle dir einen Ort vor, an dem du dich vollkommen sicher fühlst. Das kann ein Strand, ein Wald oder ein gemütliches Zimmer sein. Wenn die Angst hochkommt, kannst du diesen Ort innerlich aufsuchen, um dich zu beruhigen. Anfangs ist es vielleicht etwas ungewohnt sich Beruhigung über innere Bilder zu verschaffen (oder spooky, wie einige meiner Patienten sagen) — aber je öfter du es übst, desto leichter und normaler wird es. 
  • Alte Bewältigungsstrategie hinterfragen: Wenn sie Dir vermittelt: „Bleib lieber allein, dann passiert Dir nichts“, frage dich: „Ist das wirklich wahr — oder ist das mein alter gewohnter Umgang mit dieser Befürchtung?“  Sind es die alten Erfahrungswerte, die mir so Sicherheit vermitteln wollen? Gibt es denn eigentlich eine wahre Gefahr in der Situation hier und heute? Anfangs kann das Hinterfragen alter Verhaltensmuster anstrengend sein, aber mit der Zeit wird es natürlicher, sich selbst liebevoller zu begegnen.
  • Kleine Schritte der KontaktAufnahme wagen: Du musst nicht sofort große Treffen planen. Hohe unrealistische Ziele blockieren die Motivation. Ein kurzes „Hallo“ oder ein Lächeln im Vorbeigehen sind sanfte Wege, wieder Kontakt zu Menschen aufzubauen. Es kann sich erstmal wackelig anfühlen - wie Fahrrad fahren nach langer Zeit. Aber je öfter Du es wagst, desto sicherer wirst Du. 
  • Nochmals erinnert: Neue Wege dürfen sich komisch anfühlen. Das ist normal und setzt automatisch ein, wenn wir unsere Komfortzone verlassen. Schau nach REALER Gefahr. Wenn keine da ist,  dann leg einfach los. “Einfach“ machen, obwohl die Angst spürbar ist. Ich weiß, so einfach ist es nicht, aber das Vermeidungsverhalten würde Deine Ängste eher verstärken. Glaub an Deine Stärke und an das gute Gefühl, das sich einstellt, wenn man sich überwunden hat. 

Fazit: Du bist nicht deine Angst — Nähe ist lernbar

Anna auf ihrem Weg zu begleiten hat mich sehr berührt, denn mit der Zeit konnte sie ihre Schutzmauern Stück für Stück abbauen, offener werden und mehr Verbundenheit erleben.

Heute weiß sie: selbst wenn jemand ihre Kontaktaufnahme ablehnt, bedeutet nicht, dass sie falsch oder wertlos ist. 

Wenn jemand mal keine Zeit hat oder etwas anderes im Leben gerade Vorrang hat, heißt das nicht, dass sie unwichtig ist. Jeder Mensch hat sein eigenes Leben, eigene Herausforderungen und Grenzen — und eine Absage ist oft kein Urteil über die eigene Person, sondern spiegelt nur die aktuelle Situation des anderen wider.

Früher hätte Anna sofort gedacht: „Ich bin nicht wichtig genug.“ Heute kann sie innehalten und sich sagen: „Die Absage hat nichts mit meinem Wert zu tun.“

Sie hat gelernt, dass echte Nähe nicht bedeutet, ständig verfügbar zu sein, sondern dass Beziehungen auch kleine Pausen aushalten dürfen.

Schritt für Schritt konnte sie das Vertrauen aufbauen, dass sie liebenswert ist — auch dann, wenn nicht immer alles nach Plan läuft. Und dass wahre Verbundenheit entsteht, wenn man sich selbst mit all seinen Unsicherheiten annimmt.

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Wer bist Du denn?

Sonja Kleene

Ich bin Heilpraktikerin für Psychotherapie und arbeite mit Leidenschaft und Hingabe In meiner Praxis in Westerholt in Ostfriesland.

Privat liebe ich die Nordsee, gutes Essen, Tränen zu lachen, berührende Begegnungen und Musik, ruhig auch die härte Gangart wie Pearl Jam. 

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