Der Grund für innere Unruhe, der oft übersehen wird


Stress und innere Unruhe: Nur Alltagswahnsinn – oder gibt es tiefere Wurzeln? Lies hier, ob es tiefere Ursachen geben könnte...

Mai 8, 2023 - Minuten Lesezeit

Innere Unruhe verstehen

Warum bin ich innerlich so unruhig? 

Unruhig? Innerlich aufgewühlt? Gedanken, die endlos kreisen und Dich ständig auf Trab halten?
Viele Menschen spüren diese Unruhe tief in sich – oft begleitet von dem Drang, sich irgendwie abzulenken oder „abzuschalten.“ Da greifen wir schnell zu allem, was für den Moment Linderung verspricht: Ein kleiner Snack hier, endloses Scrollen dort. Doch diese Gewohnheiten, so beruhigend sie im Augenblick wirken mögen, können die eigentlichen Ursachen nicht berühren.

Innere Unruhe ist ein belastender Zustand, den viele Menschen kennen. Wir fühlen uns nicht wohl, sind innerlich gereizt oder kommen nicht zur Ruhe. Innere Unruhe kann viele Ursachen haben, wie akute Stresszustände. Wenn eine Prüfung ansteht oder wir nicht einordnen können, was grad passiert. 

Wenn Geschehnis und der Unruhezustand zeitlich nahe beieinander liegen, können wir den Zusammenhang gut sehen. 

Was oft übersehen wird, sind alte Bindungsverletzungen aus der Kindheit. Sie können für Stress im Inneren sorgen und werden nicht damit in Zusammenhang gebracht, weil sie zeitlich weit entfernt sind. Wenn diese nicht angeschaut werden, kann es sein, dass sogar wohltuende Entspannungstechniken nicht langfristig greifen. 

In diesem Artikel werden wir uns ansehen, was innere Unruhe durch Bindungsverletzungen ausmacht und wie wir damit umgehen können.

Wie fühlt sich innere Unruhe an?

Innere Unruhe kann sich auf verschiedene Weise äußern. Einige Menschen beschreiben ein Gefühl der Rastlosigkeit oder das Bedürfnis, ständig etwas tun zu müssen, verbunden mit dem Gefühl, abgelenkt und unaufmerksam zu sein. Diese Unruhe kann dazu führen, dass wir uns nervös, zittrig oder angespannt fühlen, Schwierigkeiten haben, uns zu konzentrieren, oder uns müde und erschöpft fühlen, obwohl wir nicht viel getan haben. Oft wird mir berichtet, dass es dann schwerfällt, sich auf andere Menschen einzulassen. Die Aufmerksamkeit ist zerstreut, und aktives Zuhören fällt in solchen Momenten schwer.

Neben diesen körperlichen Symptomen kann sich die innere Unruhe auch mental und emotional zeigen. Ein häufiges mentales Anzeichen ist das sogenannte Gedankenkarussell: Gedanken drehen sich immer wieder im Kreis, Sorgen und Zweifel kehren unaufhörlich zurück und lassen kaum Ruhe zu. Emotional fühlen wir uns oft schnell überwältigt und sind „nah am Wasser gebaut“ – eine kleine Bemerkung oder ein unerwartetes Ereignis kann Tränen auslösen. Oder wir haben das Gefühl, dass unsere Zündschnur kürzer ist als sonst, was sich in erhöhter Reizbarkeit und Wutausbrüchen äußern kann.

Manchmal breitet sich die Unruhe soweit aus, dass durch die erhöhte Anspannung Körpersymptome entstehen, wie ein nervöser Magen, Durchfall oder Reizdarm. Wenn diese innere Unruhe trotz Bemühungen um Entspannung oder Ablenkung bestehen bleibt, kann es hilfreich sein, weiter zurückzuschauen – manchmal finden sich Ursachen in unserer Kindheit. Bindungsverletzungen, also tiefe emotionale Wunden, können hier eine Rolle spielen. Doch was bedeutet das konkret?


Vertiefung: Zusammenhänge zwischen innerer Unruhe und Bindungsverletzungen herstellen

„Unsere frühen Bindungserfahrungen prägen das Vertrauen, das wir in uns selbst und andere entwickeln. Wenn diese Bindungserfahrungen von Unsicherheit, Vernachlässigung oder Stress gekennzeichnet waren, bleibt ein Grundgefühl von Unruhe oft tief in uns verankert. Diese unbewusste Wachsamkeit kann sich später als ständige Anspannung und Nervosität zeigen – auch dann, wenn wir es uns eigentlich gut gehen lassen könnten.“

Was ist eigentlich ein Bindungstrauma?

In aller Kürze: Bindungsverletzungen entstehen, wenn unsere grundlegenden Bedürfnisse nach Sicherheit, Geborgenheit und emotionaler Verbundenheit in der Kindheit nicht ausreichend erfüllt werden. Wie beispielsweise Vernachlässigung, körperlicher oder auch emotionaler Missbrauch oder auch Trennung von Bezugspersonen. Fehlende Sicherheit in der Kindheit kann zu einer Dysregulation im Nervensystem führen, die sich durch chronischen Stress auszeichnet.

Lies hier den vertiefenden Artikel: Bindungtrauma verstehen

Innere Unruhe als Folge von Bindungstrauma

Fehlende Sicherheit und fehlende Bedürfniserfüllung in der Kindheit können dazu führen, dass unser Nervensystem einen hohen Grad an chronischem Stress entwickelt. Dieser chronische Stress kann sich später im Erwachsenenalter als innere Unruhe manifestieren. Es fällt uns schwer, im Alltag ruhig und gelassen zu bleiben. Stresssituationen können uns überfordern und unsere innere Unruhe verstärken.

Besonders im zwischenmenschlichen Bereich kann sich die innere Unruhe durch ein Bindungstrauma bemerkbar machen. Schließlich ist bei einer Bindungsverletzung eine Bezugsperson beteiligt gewesen.

Wenn unser System sich gemerkt hat, dass eine Beziehung mit einer engen Person schmerzhaft sein kann, könnten sich später im Erwachsenenleben Schwierigkeiten ergeben, aufmerksam und zugewandt zu bleiben. Unsere Beziehungen können darunter leiden, da wir Probleme haben, Vertrauen aufzubauen und uns emotional zu öffnen.

Anzeichen von innerer Unruhe bei einem Bindungstrauma

Ein Bindungstrauma kann sich auf vielfältige Weise in unserem Leben manifestieren. Im Folgenden wollen wir einige Anzeichen genauer betrachten, die darauf hindeuten können, dass ein Bindungstrauma vorliegt und mit innerer Unruhe einhergeht.

Schwierigkeiten, anderen gut zuzuhören

Menschen, die unter einem Bindungstrauma leiden, können oft Schwierigkeiten haben, anderen Menschen wirklich zuzuhören. Die Aufmerksamkeit ist zerstreut und die Gedanken schweifen ab. Das liegt daran, dass die innere Unruhe und der damit verbundene Stress die Aufmerksamkeit dominieren. Es fällt schwer, mit einer anderen Person präsent und im Moment zu sein, was sich negativ auf die zwischenmenschliche Kommunikation auswirken kann.

Unfähigkeit, zu entspannen

Eine weitere häufige Anzeige von innerer Unruhe bei einem Bindungstrauma ist die Unfähigkeit, sich zu entspannen. Es fällt schwer, zur Ruhe zu kommen und den Körper und Geist zur Entspannung zu bringen. Selbst in Momenten, in denen wir eigentlich die Möglichkeit hätten, uns zu erholen und abzuschalten, sind wir immer in Alarmbereitschaft oder zumindest in überhöhter Wachsamkeit. Oft sind Impulse und Gedanken da wie "Braucht jemand was? Muss ich mich kümmern? oder "was muss dringend getan werden". Darum gehts auch im nächsten Punkt.

Ständiges Gefühl von Unvollständigkeit und Getriebenheit

Menschen mit einem Bindungstrauma haben oft das Gefühl, dass immer etwas Wichtiges erledigt werden muss. Das innere Gefühl von Unvollständigkeit und Getriebenheit lässt sie nie wirklich zur Ruhe kommen. Selbst wenn sie sich auf dem Sofa entspannen möchten, fallen ihnen unzählige Dinge ein, die noch erledigt werden müssen. Die innere Unruhe und das Bedürfnis nach Kontrolle und Sicherheit lässt sie nie ganz los. 

Oder: Kaum auf dem Sofa, sofort eingeschlafen!

Es ist auch möglich, dass Menschen mit einem Bindungstrauma das genaue Gegenteil erleben: Sie können sofort einschlafen, sobald sie die Gelegenheit haben, sich hinzulegen. Dies geschieht jedoch oft unbewusst als eine Art Fluchtmechanismus, um der inneren Unruhe zu entkommen. Anstatt den Moment der Entspannung bewusst zu genießen und sich aufzutanken, übermannt sie der Schlaf, um der emotionalen Anspannung zu entkommen. So entgeht ihnen die wohltuende Balance, die nötig wäre, um bewusst zu entspannen. 

Selbstmedikation und Ablenkungsverhalten

Viele Menschen greifen unbewusst zu Verhaltensweisen, die kurzfristig Erleichterung verschaffen, aber die tieferen Ursachen innerer Unruhe unberührt lassen. Dies zeigt sich häufig in Verhaltensmustern wie dem übermäßigen Konsum von Essen oder dem „Eintauchen“ in digitale Medien. Auch Ablenkungen wie übermäßiges Arbeiten, intensives Sporttreiben oder das Vermeiden von Nähe zu anderen können dazu gehören. Diese Strategien beruhigen uns oft nur für den Moment, verhindern aber, dass wir den tatsächlichen Ursachen der inneren Unruhe auf den Grund gehen.

Besonders Menschen, die unter innerer Unruhe aufgrund von Bindungstraumata leiden, greifen oft instinktiv zu Selbstmedikation. Sie versuchen, die Unruhe zu dämpfen und ihre Anspannung durch „Selbstberuhigungsstrategien“ zu lindern. Essen wird dann oft als Trost oder Belohnung eingesetzt, oder das ständige Scrollen auf dem Handy und der Konsum sozialer Medien dienen dazu, sich abzulenken und die innere Unruhe für eine Weile zu überdecken.

Vielen ist dabei gar nicht bewusst, warum sie sich so schwer tun, diese Verhaltensmuster zu durchbrechen, obwohl sie erkennen, dass diese Form der „Selbstfürsorge“ nicht förderlich ist. Diese Verhaltensweisen bieten nur kurzfristige Lösungen und können langfristig sogar schädlich sein – sowohl für die psychische als auch für die körperliche Gesundheit.

Innere Unruhe ist oft ein Signal, dass emotionale Bedürfnisse unerfüllt sind und dass tiefere Verletzungen aus der Vergangenheit, wie Bindungstraumata, noch nachwirken. Das Erkennen dieser Mechanismen ist ein erster Schritt in Richtung eines nachhaltigen inneren Gleichgewichts. Um die zugrunde liegenden Ursachen zu heilen, ist es wichtig, sich professionelle Unterstützung zu suchen und die verdrängten Bedürfnisse und Wunden behutsam anzugehen. Nur so lässt sich eine tiefere und dauerhafte innere Ruhe finden.


Der Weg zur inneren Ruhe und Gelassenheit

Der erste Schritt zur Überwindung der inneren Unruhe im Zusammenhang mit einem Bindungstrauma besteht darin, sich der vorhandenen Herausforderungen bewusst zu werden.

Es ist wichtig, die Verbindung zwischen der inneren Unruhe und den unerfüllten Bedürfnissen in der Kindheit zu erkennen. Dies kann durch professionelle therapeutische Begleitung erreicht werden, bei der ein geschulter Experte für Bindungs- und Entwicklungstraumata uns dabei unterstützt, die Ursachen unserer inneren Unruhe zu verstehen und konkrete Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

Selbstreflexion spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle auf dem Weg zur Heilung. Indem wir uns mit unseren eigenen Mustern und Reaktionen auseinandersetzen, können wir die tieferliegenden Ursachen unserer inneren Unruhe erkennen und alternative Handlungsweisen erlernen. Achtsamkeitsübungen, wie zum Beispiel Meditation und Atemtechniken, können uns dabei helfen, präsenter im Moment zu sein und unsere inneren Unruhegefühle besser zu regulieren. 

Es ist wichtig zu betonen, dass der Heilungsprozess individuell ist und Zeit braucht. Es erfordert Geduld, Selbstmitgefühl und den Mut, sich mit den eigenen emotionalen Wunden auseinanderzusetzen. Doch es gibt Hoffnung. Mit der richtigen Unterstützung und dem Willen zur Veränderung können wir alte Bindungsverletzungen überwinden und ein erfüllteres Leben führen.

Traumasensible Psychotherapie

Wenn wir Schwierigkeiten haben, unsere inneren Konflikte und Emotionen zu bewältigen, kann es hilfreich sein, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Ein qualifizierter Therapeut oder Coach kann uns helfen, unsere Bindungsverletzungen zu verstehen, was uns dazu bringt, uns unruhig oder unerfüllt zu fühlen. Ich rate dazu, nach einer traumsensiblen Begleitung zu suchen. 

In einer Psychotherapie können wir lernen, unsere emotionalen Wunden zu versorgen und so kann nach und nach Entspannung im Nervensystem entstehen. 

Oft sind auch körperliche Symptome mit im Spiel, für die es keine organische Erklärung gibt (psychosomatische Störungen). Alter Stress kann in den Körperzellen gespeichert sein und für Unruhe sorgen. In körperorientierten Verfahren der Psychotherapie können diese Belastungen behandelt werden. 

Fazit: Zusammenfassung und Hoffnung

Innere Unruhe und ein Bindungstrauma können eng miteinander verbunden sein. Die fehlende Sicherheit und Bedürfniserfüllung in der Kindheit kann zu chronischem Stress im Nervensystem führen und sich als innere Unruhe im Erwachsenenalter manifestieren. Die Unfähigkeit, anderen gut zuzuhören, die Unfähigkeit, zu entspannen, das ständige Gefühl von Unvollständigkeit und Getriebenheit sowie das Verhalten der Selbstmedikation und Ablenkung sind Anzeichen dafür.

Es ist wichtig zu erkennen, dass die innere Unruhe nicht unser Schicksal ist. Durch professionelle Unterstützung und Selbstreflexion können wir die Ursachen unserer inneren Unruhe verstehen und alternative Wege finden, um mit ihr umzugehen. Indem wir uns mit unseren Bindungsverletzungen auseinandersetzen und an der Heilung arbeiten, können wir Schritt für Schritt zu mehr innerer Ruhe und Stabilität gelangen.

Wenn du unter innerer Unruhe leidest und den Verdacht hast, dass ein Bindungstrauma eine Rolle spielt, zögere nicht, Dich unterstützen zu lassen. Gerade für Menschen mit einem Bindungstrauma ist das nicht so einfach, aber es ist so wichtig, NEUE Beziehungserfahrungen zu sammeln.  

Als Expertin für Bindungs- und Entwicklungstraumata stehen ich oder auch andere Therapeuten mit dieser Ausrichtung dir zur Verfügung und unterstützen dich auf deinem Weg.

Buche Dir ein kostenloses Kennenlerngespräch 

Wenn du das Gefühl hast, dass deine innere Unruhe durch Bindungsverletzungen ausgelöst werden könnte und du professionelle Unterstützung benötigst, lade ich dich herzlich dazu ein, ein kostenloses Kennenlerngespräch mit mir als Heilpraktikerin für Psychotherapie mit Spezialisierung auf Bindungsverletzungen zu buchen.

In diesem Gespräch können wir uns kennenlernen und besprechen, wie ich dich auf deinem Weg unterstützen kann. Klicke einfach unter dem Absatz auf den blauen Button, um dein kostenloses Kennenlerngespräch zu vereinbaren.

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Wer bist Du denn?

Sonja Kleene

Wenn ich nicht gerade in meiner Praxis für Psychotherapie bin und tolle Prozesse mit meinen Herzensklienten durchlebe, schreibe ich hier oder auf den sozialen Medien und plaudere ein wenig aus dem Psycho-Nähkästchen.

Ausserdem liebe ich die frische Brise der Nordsee, gutes Essen, zu lachen, bis die Tränen kommen und heisse Musik. 

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