Übergewicht und EMDR: kann EMDR beim Abnehmen helfen?


EMDR kann kein Übergewicht wegzaubern. Wie es trotzdem hilfreich eingesetzt werden kann, erfährst Du in diesem Artikel

August 25, 2024 - Minuten Lesezeit

Sonja Kleene vor ihrer Praxis: EMDR und Abnehmen

EMDR - Die Verbindung zwischen emotionalem Essen und der Vergangenheit lösen

Ungelöste Gewichtsprobleme sind für viele Erwachsen mittleren Alters ein Thema. Besonders dann, wenn emotionales Essen als Trost oder Belohnung dient, ist es schwer, es zu verändern. Wie kann EMDR da helfen? Bevor wir in dieses spannende Thema eintauchen, möchte ich etwas wichtiges anmerken:
ich möchte hier kein Heilversprechen aussenden, dass EMDR die Wunderwaffe gegen hartnäckig bestehendes Übergewicht ist. ich möchte aufzeigen, wie ich in der Praxis mit EMDR vorgehe, um einen weiteren Ansatz aufzuzeigen und Hoffnung zu geben. 

Ursprung und Auslöser des Essverhaltens

Emotionales Essen ist oft tief in unserer Vergangenheit verwurzelt. Situationen, in denen wir als Kinder oder Jugendliche Trost im Essen fanden oder für gutes Verhalten belohnt wurden, können unser Essverhalten bis ins Erwachsenenalter prägen und somit stark beeinflussen. 

Hier kommt die EMDR-Therapie ins Spiel. EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist eine Methode, die ursprünglich zur Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen entwickelt wurde. Sie kann jedoch auch bei der Aufarbeitung von Traumata und belastenden Erlebnissen, die unser Essverhalten beeinflussen, sehr effektiv sein. 

EMDR-Therapie zur Aufarbeitung der Vergangenheit

Die EMDR-Therapie hilft, tiefsitzende emotionale Wunden zu heilen, indem sie die Erinnerung an belastende Ereignisse neu verarbeitet. Dies geschieht durch bilaterale Stimulation – zum Beispiel durch Augenbewegungen oder Töne. Die Methode kann in verschiedenen Schritten eingesetzt werden, um sowohl die Vergangenheit als auch gegenwärtige Auslöser und zukünftige Verhaltensmuster zu bearbeiten.

Ursprungs-Situationen bearbeiten

Mit EMDR können wir gezielt Situationen aus der Vergangenheit aufarbeiten, die das Essverhalten geprägt haben. Das können Momente sein, in denen jemand Trost im Essen gefunden hat oder für bestimmte Leistungen belohnt wurde. Diese Erinnerungen werden durch EMDR bearbeitet, sodass sie ihre emotionale Ladung verlieren und im Hier und Jetzt nicht mehr belasten.

Aktuelle Auslöser erkennen und bearbeiten

Ebenso wichtig ist es, gegenwärtige Auslöser zu identifizieren und zu bearbeiten. Orte, Personen, Emotionen oder Sinnesreize wie bestimmte Gerüche oder Bilder, die das ungewünschte Essverhalten triggern, können durch EMDR bearbeitet werden.

Ziel ist es, dass diese Auslöser ihre Macht verlieren und man bewusster und kontrollierter reagieren kann, statt dem Reiz nachgeben "zu müssen". Ich schreibe ganz bewusst "müssen", denn das Nachgeben fühlt sich für viele meiner Patienten wie ein Zwang an. Es ist kaum möglich, sich dagegen zu entscheiden. Jedenfalls nicht, ohne sich unwohl oder schlecht zu fühlen. 

Veränderung im Hier und Jetzt:

Neben der Aufarbeitung der Vergangenheit ist es entscheidend, auch im Hier und Jetzt Veränderungen am Essverhalten vorzunehmen. Es reicht nicht aus, nur die Wurzeln des Problems zu erkennen; wir müssen auch neue, gesunde Verhaltensweisen entwickeln und stärken:

Zukünftiges Verhalten stärken

EMDR kann auch verwendet werden, um zukünftiges Verhalten zu stärken. Dies bedeutet, positive und gesunde Essgewohnheiten zu fördern und zu festigen. Mit Ressourcenübungen können schwierige Situationen entschärft und neues Verhalten eingeübt werden. Diese Ressourcenübungen (wie etwas Schokolade widerstehen oder Neinsagen trainieren) werden im gemütlichen Sessel in der Praxis durchgeführt und begünstigen das Verhalten, wenn im Fall der Verlockung diese Situationen im wahren Leben tatsächlich eintreten. 

Genusstraining

Es ist wichtig, dass bei all dem Bemühen keine Mangelsituation entsteht. Statt strenger Diäten setze ich in meiner Therapie Genusstraining als einen zentrales Element ein. So lernen meine Patienten, Genuss zu empfinden, ohne dabei über die Stränge zu schlagen. Dies hilft, eine gesunde Beziehung zum Essen aufzubauen, bei der sie sich weder übermäßig einschränken noch unkontrolliert essen.
Warum? Weil wahrer Genuss und Überessen nicht zusammen passt. Wer kennt nicht das schwere Gefühl, wenn man sich zu voll gegessen hat? Auch da lässt sich EMDR nutzen, um sich davon zu distanzieren. 

Sinnvolle Bewegungseinheiten

Bewegung soll Spaß machen und kein Zwang sein. Es geht darum, Aktivitäten zu finden, die den Patienten Freude bereiten und gleichzeitig die körperliche Gesundheit fördern. Ressourcenübungen helfen dabei, diese Bewegungseinheiten in den Alltag zu integrieren, ohne dass sie zur lästigen Pflicht werden. Auch da können im Hintergrund Ängste und Blockaden auftauchen, die nicht offensichtlich sind. 

Ego-State-Therapie

Neben EMDR kann auch die Ego-State-Therapie wertvolle Unterstützung bieten. Diese Therapieform beschäftigt sich mit den verschiedenen Persönlichkeitsanteilen, die in uns allen existieren.

Innere Anteile integrieren

In der Ego-State-Therapie kümmern wir uns um die Persönlichkeitsanteile, die über das Essen Trost suchen oder nie satt werden. Oft sind diese Anteile Überbleibsel aus früheren Lebensphasen, die andere Bedürfnisse haben, als die, die durch Essen befriedigt werden können. Indem wir diese Anteile anerkennen und ihre wahren Bedürfnisse erfüllen, können wir einen gesünderen Umgang mit Essen entwickeln.

Meine Persönliche Erfahrung

Auch ich hatte jahrelang die Hoffnung, dass ich allein über ein diszipliniertes Essverhalten abnehmen könnte. Das hat nicht gut geklappt. Die gute Nachricht: Strenge Diäten sind tatsächlich nicht nötig.
Die weniger gute Nachricht: Ungebremstes Weiteressen hilft auch nicht. Es braucht eine Veränderung an mehreren Stellschrauben, um nachhaltigen Erfolg zu erzielen. Die Arbeit an der Vergangenheit ist wichtig, aber genauso wichtig ist es, im Hier und Jetzt aktiv zu werden und neue Wege zu gehen. EMDR kann eine gute Unterstützung bieten, um mental und körperlich gut gewappnet zu sein. 

Fazit

Gewicht zu verlieren und ein gesundes Essverhalten zu entwickeln, ist ein komplexer Prozess, der sowohl die Vergangenheit als auch das Hier und Jetzt einbezieht. Mit Methoden wie EMDR und Ego-State-Therapie können tiefsitzende Ursachen bearbeitet und neue, gesunde Verhaltensweisen gestärkt werden. Es braucht Geduld und die Bereitschaft, an mehreren Stellschrauben zu drehen.

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Wer bist Du denn?

Sonja Kleene

Wenn ich nicht gerade in meiner Praxis für Psychotherapie bin und tolle Prozesse mit meinen Herzensklienten durchlebe, schreibe ich hier oder auf den sozialen Medien und plaudere ein wenig aus dem Psycho-Nähkästchen.

Ausserdem liebe ich die frische Brise der Nordsee, gutes Essen, zu lachen, bis die Tränen kommen und heisse Musik. 

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